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"glasKunst in der evangelischen feldkirche in neuwied-feldkirchen."

Die Feldkirche — einst und heute

Die Feldkirche hat in ihrer Substanz viele Jahrhunderte seit ihrer Aufrichtung überstanden. Zum Kirchspiel dieser Gemeinde gehören die ursprünglich selbständigen Dörfer Fahr, Gönnersdorf, Hüllenberg, Rodenbach, Wollendorf und die (leider) heutige Wüstung Rockenfeld.

Die Feldkirche 1945; Q: Merian Zeichnung  

Die Feldkirche 1945

 

Ein halbes Jahr vor Ende des Zweiten Weltkrieges um die Weihnachtszeit 1944 - zerschlug eine Fliegerbombe das Chor, warf die Trümmer in das Langhaus der Kirche und blies mit ungeheurer Wucht die Fenster aus ihren tiefen Maueröffnungen.

Niemand in der Kirchengemeinde wußte damals so recht, wie es mit der Kirche weitergehen sollte.
Doch bereits 1948 – im Jahr der Währungsreform – wurde das Dach repariert, eine behelfsmäßige Mauer mit einfach verglasten Fenstern hochgezogen, ein provisorischer Altar wurde errichtet. In demselben Jahr trat Pfarrer Karl Keller sein Amt an.

In den folgenden Jahr konnte dann gestützt auf den Aufbauwillen der Gemeindemitglieder ein planmäßgier Wiederaufbau beginnen. Mit Mut und Eifer begann man, das romanische Bauwerk in seiner alten Schönheit wieder entstehen zu lassen. Durch Zufall machte man eine aus Schlesien stammende Bautruppe ausfindig die sich nach dem Kriege in Trier niedergelassen hatte. Diese Bauleute verstanden sich noch in der Kunst, romanische Gewölbebogen zu bauen. Und zur Freude der ganzen Gemeinde erstrahlte die Feldkirche bereits 1952 wieder in ihrer alten Würde und Schönheit.

Fachkundig unterstützt wurde Pfarrer Keller durch den Architekten und Bauforscher Hans Merian, welcher im Auftrag der Denkmalpflege Koblenz, die Arbeiten am Wiederaufbau betreute. Im Juli 2018 fand per Zufall Ralf Merian, Sohn von Hans Merian, in den Akten seines Vaters zwei Blätter, die er mir für diese Publikation zur Verfügung stellte. Offenbar hat sein Vater damals Entwürfe für die Kanzel und und den Deckel des Taufbeckens geliefert!

Kanzelentwurf Hans Merian 1952  

Handschriftliche Bildunterschrift von Hans Merian:

Evgl. Feldkirche b. Neuwied.
Kanzel 1952.
Korpus in Kupfer getrieben.
Geländer Schmiedeeisen.
Boden und Stufen mit Schieferplatten belegt.

Entwurf. H. Merian
Foto

Taufdeckelentwurf Hans Merian 1952  

Handschriftliche Bildunterschrift von Hans Merian:

Evgl. Feldkirche b. Neuwied.
Roman. Taufstein 12. Jh,
aus einem Garten in Petershausen, Krs. Cochem.
(Vergl. "Die Kunstdenkmäler von Rheinld.-Pfalz, Krs. Cochem.
Teil 2, S. 646/47. Abb. ebd.)

Deckelentwurf mit eingebauter Schale: H. Merian
Ausführung: Weiske, Wiesbaden 1952

Foto H. Merian

Als nun das Gotteshaus im romanischen Stil wieder aufgebaut war, die zerstörten Chorwände wieder hochgezogen und den Altarraum mit dem vertrauten Gewölbe überspannt hatte, da mußten die Verantwortlichen der Gemeinde auch eine Entscheidung über die Verglasung der fast dreißig in ihren Maßen sehr unterschiedlichen Fensteröffnungen fällen. Licht und Farbe sollten dem Kirchenraum wieder Stimmung verleihen, ihn mit neuem Leben erfüllen. Daß man sich damals nicht für eine der üblichen ornamentalen oder figürlich ausgerichteten Lösungen entschied, sondern vorwiegend abstrakten, ungegenständlichen Aufteilungen der Fensterflächen den Vorzug gab, war ungewöhnlich mutig – ungewöhnlich für einen solchen Jahrhundertealten romanischen Kirchenbau, mutig für diese ländlich strukturierte Kirchengemeinde mit einem großen Anteil an Arbeiterfamilien. Gespräche des Presbyteriums und von Pfarrer Keller mit der Werkstätte für Kirchenfenster Derix in Kaiserswerth führten zu ersten Kontakten mit Professor Georg Meistermann in Köln, dem sich hier zum ersten Mal die Gelegenheit bot, alle Fenster eines romanischen Gotteshauses als geschlossenen Zyklus zu gestalten.

Meistermann Glasfenster Feldkirche EG Süd-Ausgang

Georg Meistermann Glasfenster in der Feldkirche; Erdgeschoß - Südausgang

Die insgesamt 32 Glasfenster entstanden etappenweise in mehr als 20 Jahren. 1950 erfolgte der Einbau der ersten drei Fenster im Chor. 1972 wurden die letzten Fenster im Obergeschoß der Kirche fertig. Das Größte Fenster mißt 2,30 Meter x 1,24 Meter, das kleinste nur 48 x 25 Zentimter.

Die ersten Fenster im Chor und im Untergeschoß der Kirche entstanden in Zusammenarbeit mit der Glaswerkstätte Derix. Alle anderen Fenster führte der Glasmaler H.P. Gossel, Schalkmehren, aus.

Pfarrer Karl Keller

Pfarrer Keller hatte besonderen Anteil an der gedanklichen Erarbeitung der Thematik der Fenster. Er diskutierte mit dem Künstler die anstehenden Probleme. Gerne erinnerte er sich eines Gesprächs über die Entstehung der Fenster mit Professor Meistermann, bei dem dieser meinte:" Der Künstler muß hören können und der Geistliche muß sehen können."

Im Jahre 1972 notierte Pfarrer Keller im Lagerbuch der Gemeinde, des Bauens an und in der Feldkirche wohl etwas müde geworden: >>Am 25. Mai alle Glasfenster auf der Empore von Meistermann eingelassen. Der Kirchenraum ist somit in einer Entwicklung von 20 Jahren mit Glasfenstern der Kunstrichtung >>geometrische Abstraktion<< versehen worden.

Es handelt sich dabei um den einmaligen Versuch, eine romanische Kirche mit Fenstern der modernen Kunst ganz zu versehen; Glasfenster mit theologischem Sinnwert, ausgeführt vom dem führenden Kunstmaler für Kirchenfenster europäischer Bedeutung, Georg Meistermann geb. 1911, Professor Karlsruhe, Köln.

 
Pfarrer Karl Keller Feldkirche

Pfarrer Keller verstand es, die Gemeinde von der Idee vorwiegend gegenstandsloser Kirchenfenster zu begeistern.
Fast 30 Jahre konnte Pfarrer Keller in der Feldkiche mit ihren neuen Fenstern seine seelsorgerische Aufgabe erfüllen. Fenster mit ihren leutenden Farben gaben ihm den würdigen Rahmen zur Verkündigung des Wortes Gottes und zum Gebet mit der Gemeinde.

Die vorerst letzte Etappe in der baulichen Gestaltung der Feldkirche fiel in den Anfang der Amtszeit von Pfarrer Hans-Joachim Simon, der 1975 seine Pfarrstelle an der Feldkirche antrat und den in Ruhestand getretenen Pfarrer Keller ablöste. Es ist die vollständige Restaurierung des Innenraums in der Zeit von Januar 1977 bis September 1978.

Die Georg Meistermann Kirchenfenster
in der Feldkirche


Mit den folgenden Bildern wird der gesamte Zyklus der Meistermann-Fenster in der Feldkirche wiedergegeben. Die Aufnahmen von Wilhelm Storek, Baden-Baden, mögen einen Eindruck von der Farbwirkung und der Stimmung vermitteln, die von den einzelnen Fenstern ausgehen. Sie sollen den Betrachter zum Besuch der Feldkirche ermuntern!

Karl Keller, Pfarrer an der Feldkirche von 1948 bis 1975, wählte die den einzelnen Fenstern beigegebenen Bibelstellen aus. Die Texte folgen der deutschen Fassung der „Jerusalemer Bibel“, erschienen im Verlag Herder.

 

Die evangelische Kirchengemeinde Feldkirchen kann stolz darauf sein, daß sie den kommenden Generationen dieses Jahrhunderte alte Gotteshaus erhalten hat und daß sie mit den Meistermann-Glasfenstern eine glückliche Verschmelzung zwischen der mit dem romanischen Kirchenbau übernommenen Geschichte und einem in den Fenstern deutlich werdenden Glaubensverständnis herbeigeführt hat.

Ein neuer Geist ist in die traditionsreichen Mauern eingezogen, Glasfenster als Andeutung und Hinweis auf die christlichen Geheimnisse.

Die Feldkirche ist ... nicht nur ein Kulturdenkmal

AN(GE)DACHT

KOMMT HEREIN - EINTRITT FREI FÜR ALLE

"NEHMT PLATZ FÜR EINE ATEM-PAUSE"

 

Literatur Empfehlung:

Georg Meistermann - Die Fenster der Feldkirche. Erhältlich im Gemeindebüro der Evangelischen Kirchengemeinde Feldkirchen, 56567 Neuwied-Feldkirchen.

Die Fotos der Meistermann-Glasfenster wurden von Wilhelm Storek, Baden-Baden erstellt.
Für diese Internetpublikation wurden diese Fotos qualitativ erheblich reduziert um die Ladezeit zu verkürzen. Sie sollen lediglich einen ersten Eindruck geben und zum Besuch der Feldkirche anregen.

 

Juli 2018 | Erich Walther