"muehlen industrie-historie zum anfassen & verstehen: Das kollergang industriedenkmal in fahr am Rhein"
Die Geschichte der Entstehung des Kollergang Industriedenkmals
14. Februar 2012 - Während der umfangreichen Aufräumungsarbeiten im Gewölbekeller des "Backesmännchen-Hauses" (Untere Mühle in Fahr am Rhein) fanden Schüler der Carmen–Sylva Realschule Neuwied durch Zufall in einem angrenzenden ehemaligen Wirtschaftskeller dieser Mühle „zwei“ große runde Steine, deren Sinn und Zweck zu diesem Zeitpunkt noch nicht zugeordnet werden konnte.
Die Helfergruppe von Schülern der Carmen-Sylva Realschule Neuwied.
Links unser Vereinsmitglied Gunter Kalks, rechts Realschullehrer Frank Bornstedt
Gunter Kalks an der zugemauerten Trennwand zum Nachbarkeller.
Blick auf einen runden Stein im Nachbarkeller der noch nicht vollständig zugänglich war.
.
05. März 2013 – Erst an diesem Tag, als die Kellerdecke des ehemaligen Wirtschaftskellers entfernt wurde und man die Steine genauer in Augenschein nehmen konnte, kam man auf „die Idee“ für welchen Zweck die gefundenen Steine vielleicht zu damaliger Zeit genutzt worden waren.
Das Bild zeigt zwei große Runde „Mahlsteine“!?
13. April 2013 – An diesem Tag wurde ein weiteres „Kellergeheimnis“ gelüftet.
Unter dem Schutt wurde ein weiterer großer runder Stein entdeckt. Im linken hinteren Bildteil sieht man einen Teil dieses Steines, welcher am gleichen Tag noch von André Schuh (links im Bild) und Martin Hofmann, freigelegt wurde.
02. Mai 2013 – Bis zu diesem Tag gab es viele Diskussionen wie man die gefundenen Steine deren ehemaliger Verwendungszweck noch nicht klar war, aus dem Keller bergen kann. Erst der um fachlichen Rat gebetene ortsansässige Steinmetz, Herr Robert Roßwag sowie ein hilfsbereiter Baggerfahrer, hatten die Fachkenntnis und die erfolgreiche Idee zur Bergung.
Die drei zu bergenden große Steine.
Beginn der Bergungsmaßnahme mit Hilfe eines Baggers.
Links oben im Bild Rolf Reisdorf, welcher ebenfalls oft als Bau- und Sanierungshelfer vor Ort ist.
Abschluss der erfolgreichen Bergung.
Zwei Steine mit einem Gewicht von je 1,0 Tonne,
der dritte und größte Stein rund 1,3 Tonnen.
07. September 2013 – Korrespondenz mit Restauratoren, Mühlensachverständigen der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. sowie zusätzliche Recherchen im Internet, lieferten endlich das Ergebnis für welche Funktion die gefundenen Steine in der Vergangenheit genutzt worden waren:
Es waren die drei Steine eines „Kollerganges“
Der größte Stein welcher im Keller liegend entdeckt worden war, hatte die Funktion des Bodensteines. Die zwei anderen aufrecht stehend gefundenen Steine waren die „Läufersteine“ welche auf dem Bodenstein den Mahlzweck - angetrieben durch Wasserkraft über eine Königswelle - erfüllten.
Erich Walther erinnerte sich, dass er bei Archiv-Recherchen zur Geschichte der Familie Moskopf und der ehemaligen Rheinische Senf- und Weinessigfabrik Th. Moskopf in Fahr, eine Information gefunden hatte, dass „Moskopf“ dem Müller von Fahr Mahlsteine zur Verfügung gestellt hatte.
Ein durch das Internet zustande gekommener Kontakt mit Vorstandsmitgliedern des gemeinnützigen Verein „Virtuelles Brückenhofmuseum e.V.“ mit Sitz in Königswinter-Oberdollendorf führte zu unserem Vorstandsbeschluss, diese historischen Originalsteine als „Kollergang Industriedenkmal“ auf dem Dorfplatz aufzustellen. So wie diese im Pressvorgang genutzt wurden. Unmittelbar daneben eine Schautafel einer Ölmühlen-Schnittdarstellung zur leicht verständlichen Erklärung der Funktionsweise.
Hierdurch sollen nicht nur interessierte Besucher informiert werden, sondern ebenso Jugendliche, um diese für eine Mitarbeit in unserem Bürgerverein interessieren und aktiviert zu können. Ein wichtiges Ziel um nachhaltig unser wertvolles Kulturgut auch für künftige Generationen zu erhalten.
Jetzt musste „nur“ noch das Problem gelöst werden, wie die Kollergang-Steine präsentiert werden müssen um die Funktionalität darzustellen. Es waren auch statische, sowie Sicherheitsrelevante Probleme, welche zu lösen waren.
Rat und Tat kam von Seiten des örtlichen Steinmetzbetriebes Reiner Biehl GmbH & Co. KG Neuwied, vertreten durch den Geschäftsführer Herrn Robert Roßwag, sowie Herrn Hans-Peter Heuchemer, Geschäftsführer der Firma HST Heuchemer Schallschutztechnik GmbH Andernach, welcher Mitbürger von Feldkirchen ist.
Abholung der Kollergangsteine zum Sandstrahlen
21. Oktober 2013 – Durch die lange Lagerung in Kellerräumen waren an den Steinen alle Metallteile, besonders die Schraubgewinde, stark von Rost befallen. Um diesen Rost fachgerecht zu entfernen und die Gewinde wieder gangbar machen zu können war es notwendig, die Steine mit Sandstrahl zu reinigen. Dies war aus technischen und Umweltgründen nur bei Heuchemer in Andernach möglich. Herr Robert Roßwag verlud mit seinem Gabelstapler die Steine zum Abtransport die auf die LKW`s der Firma Heuchemer.
26. Oktober 2013 - Erstellung eines frostsicheren Betonfundaments.
Nach baufachlichen Richtlinien wurde durch die Vereinsmitglieder André Schuh und Gunter Kalks (örtlicher Bauunternehmer) ein Basisfundament gegossen.
30. Oktober 2013 – Beginn der Sandstrahl- und Schlosserei-Arbeiten bei Heuchemer in Andernach.
Links im Bild der Heuchemer Konstruktionsleiter Herr Johannes Heuchemer
Sandstrahlen und säubern der Metallteile zur späteren Weiterbearbeitung
08. November 2013 – Schlossereiarbeiten bei Heuchemer in Andernach.
Der Geschäftsführer Herr Hans-Peter Heuchemer
Ein Stahlring für den Bodenstein wurde gefertigt und mit einer Spezialfarbe lackiert.
Die bereits sandgestrahlten Läufersteine erhielten neue oder überarbeitete und lackierte Metallteile.
14. November 2013 – Der Bodenstein mit neuen zusätzlichen Metallteilen zur Aufstellung und einer Querverbindung zwischen den Läufersteinen, wurden an diesem Tag mit einem der bereits überarbeiteten Läufersteine wieder nach Fahr angeliefert.
22. November 2013 – Beginn des „Kollergang Industriedenkmal „ Aufbaus
Zwischenzeitlich war der auf dem Fundament liegende Stahlrahmen durch das Vereinsmitglied Gunter Kalks mit Beton/Estrich verfüllt worden, bevor erst jetzt der weitere Aufbau erfolgen konnte.
Zuerst wurde der Läuferstein mit Hilfe des Gabelstaplers von einem Mitarbeiter der Firma Reiner Biehl auf die Bodenplatte mittig aufgesetzt.
Es folgte der stufenweise Zusammenbau der Metallteile für die statischen Verbindungen und Sicherungen. Hierzu gehörten mit Spezialfarbe Lackierte Edelstahl Auflagen, die auf dem Bodenstein positioniert wurden und auf welche die zwei Läufersteine fixiert positioniert werden mussten.
Ein besonders schwieriger Arbeitsschritt war, die beiden Läufersteine zuerst mit dem Gabelstapler in eine aufrechte Stellung zu bringen. Dann diese Steine punktgenau auf die Bodenplatte bzw. die Edelstahlstützen zu positionieren, mit Wasserwaage ausrichten und dann zu sichern.
Zuerst musste der vorbereitete Metallring auf den Bodenstein aufgesetzt werden.
Der erste Läuferstein konnte in Position gebracht werden
Das Querverbindungsrohr, gefertigt aus Nathlosem Edelstahl, wurde installiert.
Jetzt musste der zweite Läuferstein positioniert werden.
Aufsetzen des zweiten Läufersteines.
Einfügen der Querverbindung zwischen den zwei Läufersteinen.
Es ist geschafft. Alle Teile wurden statisch sicher aufgestellt und verschraubt.
Das „Kollergang Industriedenkmal“ steht!
Es war der Abschluss einer Teamarbeit, welche in sehr wesentlichen Teilen nur möglich wurde durch die „ehrenamtliche Unterstützung“ der Firmen Reiner Biehl GmbH & Co. KG Neuwied-Feldkirchen vertreten durch den Geschäftsführer Herrn Robert Roßwag sowie die HST Heuschemer Schallschutztechnik GmbH Andernach vertreten durch den Geschäftsführer Herrn Hans-Peter Heuchemer. Ohne die Hilfe dieser Fachunternehmen und deren Mitarbeiter wäre diese Realisierung nicht möglich gewesen! Es war eine sehr großzügige Unterstützung für die sich der Bürgerverein Fahr recht herzlich bedankt und dies auf einer Erinnerungstafel für künftige Generationen zur Kenntnis bringt.
25. November 2013 – An diesem Tag wurde die Funktionsbeschreibung des Kollerganges der Ölmühle in Form eines großen, durch Plexiglas geschützten Posters an die Bruchsteinwand des Fachwerkhauses der Familie André Schuh angebracht.
Die folgenden drei Bilder zeigen die Entwicklung im Mai 2014
Modellbau Walter Teufert
Ölmühlentechnik: Kollergang in Funktion
Die Entstehung des Kollergang-Modells
Weblink mit Infos zum Modellbauer: Walter Teufert
Stand dieser Information: 24. Juli 2016 | bvfahr@neuwied-feldkirchen.net