Das Wappen von Fahr am Rhein          Das Wappen von Gönnersdorf          Das Wappen von Hüllenberg          Das Wappen von Rockenfeld          Das Wappen von Wollendorf         

"TExt-Zitat aus: Rheinischer antiquarius - mittelrhein - der iii. abtheilung 6. band - coblenz, 1859."

Feldkirch und sein Kirchspiel, Friedrichstein, Fahr.

Die Feldkirche um 1830  

In kurzem Abstand von Irlich, seitwärts, liegt, der Landschaft eine hohe Zier, die isolirte alterthümliche Feldkirche, mit dem weißen Anstrich und dem herrlichen Geläute. Ihr schließen sich an der Pfarrhof und die Küsterwohnung.
Der Sage nach wurde sie von dem Kloster St. Thomas inmitten seiner Besitzungen erbaut, jedenfalls aber war sie ursprünglich der Pfarrei Andernach zugetheilt.
  

Im J. 1300 hatte sie bereits ihren eigenen Pfarrer, denn im besagten Jahr, in octava beati Martini episcopi hiemalis, dotirt Albert von Hammerstein, Chorbischof zu Köln und Pfarrherr zu Feldkirchen, den in dieser Kirche, auf der Seite der Clause belegenen St. Georgenaltar, unter der Bedingung, daß daselbst zu ewigen Tagen seine und seiner Eltern Memorie begangen werde, und soll ein zeitlicher Burggraf von Hammerstein, der im goldnen Felde drei rothe Hämmer führend, der Feldkirche Patron ist, nach des Chorbischofs Ableben auch den besagten Altar vergeben, mit Rath discretorum virorum von Feldkirchen, Leudesdorf und Rheinbrohl. Am 26. Jul. 1316 erkennen die erwählten Schiedsrichter, Hermann von Rennenberg und Johann von Grenzau, daß der Anspruch Johanns von Braunsberg an das Patronat der Feldkirche unstatthaft, und demnach die von ihm ausgegangene Präsentation seines Sohnes Salentin, des Cölnischen Domherrn, zu dem fraglichen Beneficium ungültig sei, dagegen zu Recht bestehe die von dem Burggrafen Ludwig von Hammerstein vorgenommene Präsentation Friedrichs von Hammerstein, des Propstes zu St. Andreas in Cöln. Um indessen den Herrn von Isenburg für die aus Anlaß dieses Streites gehabten Kosten zu entschädigen, stipulirten für ihn die Schiedsleute die Hälfte des in dem laufenden Jahr der Pfarrei Feldkirchen scheinenden Weinwachses, welche er sofort um die Summe von hundert Mark Pfennige an Friedrich, den rechtmäßigen Pfarrherrn, überließ.

   Am Donnerstag nach Servatien bekennt Wilhelm "ein Edelmann von Braunsberg Herr zu Isenburg, daß wir Gerharden unserm Mag, Burggrafen zu Hammerstein, um den Dienst, den er uns gethan hat und noch thun soll, begnaden, und han ihm und seinen Erben und allen seinen Nachkömmlingen die Kirche zu Feldkirchen zu rechtem Lehen geliehen, und er und seine Erben und alle seine Nachkömmlinge sollen dieselbe Kirche von uns und unsern Erben zu rechtem Lehen haben und davon unsere Manne sein, als Lehenrecht ist." In einem Notarial-Zeugenverhör vom 5. Mai 1337 wird bekundet, daß Friedrich von Hammerstein, Chorherr zu St. Andreas binnen Cöln, auf die bisher von ihm besessene Pfarrei Feldkirchen verzichtet habe. Ferner gehen auf St. Peters Abend im dem Winter 1337 (1338) Lancelot und Johann, Ritter, Herren zu Eltz "auf unsern Eid und unsere Wahrheit" Zeugniß. "Zu dem ersten sprechen ich Lancelot vorgenannt, daß die Gift Ludwigen (von Hammerstein) eigen ist, und Gerhard (von der anderen Linie) nit, noch seiner Altvordern, also daß dieselbe Kirche und die Gift allwege gegeben ist von des vorgenannten Ludwigs Altvordern Hand, und Gerhard noch seiner Altvordern nit. Fort sprechen ich Johann vorgenannt, daß ich zween Pastore zu Feldkirchen han gesehn sitzen, die dieselbe Kirche von des vorgeschrieben Ludwigs Altvordern hant, und von ihre Gift wegen hatten, und darin saßen, und von des vorgenannten Gerhards wegen noch seiner Altvordern nit." Im Jahr 1452 einigten sich Trier und Wied in Betreff dieser zeither streitigen Kirchengift, und wurde dafür Turnus beliebt.

   Daß die Pfarrei Feldkirchen im Laufe der Zeiten eine der reichsten in der Erzdiöcese geworden, ergibt sich aus dem Umstande, daß einer der Brüder des Kurfürsten Johann II, ein Prinz von Baden, den Besitz dieser Pfründe nicht verschmähte, daß auch Graf Friedrich zu Wied, der nachmalige Fürstbischof von Münster, zu Feldkirchen Pfarrherr gewesen ist. Den Reichthum hat gutentheils die Reformation verschlungen, wiewohl noch heute die Pfarrei eine der besten in der Grafschaft. Die erste Kirchenvisitation, angeordnet durch den Grafen Johann IV, wurde am 29. Januar 1556 in der Feldkirche abgehalten. Hingegen erbat sich noch 1562 der nämliche Graf von Erzbischof Johann IV für seinen Sohn, Wilhelm IV das Patronat der Pfarrei Feldkirchen, als worin ihm auch der Erzbischof willfahrte. Es findet sich daher, daß Graf Johann im J. 1567 durch seinen Amtmann Johann von Merl zu Irlich niedergelegten Gelder der Pfarrei wegnehmen ließ; ob solches für des Sohnes, oder für eigene Rechnung geschehen, weiß ich nicht. Von dem Personat, als einer Wiedischen Besitzung, ist noch 1595 Rede, dagegen war vorlängst alle Verbindungen der Kirche mit St. Thomas gelöset, aber der Abtei bedeutende Güter in dem Kirchspiel konnte man ihr nicht nehmen, wenn sie gleich dem Grafen von Wied, als dem Grundherren, die Beiträge zu den Reichssteuern, Römermonate, Kreissteuern, Türkensteuer, Kammerzieler, verweigerte. Einer der letzten Pfarrherren, D. Adolph Fiedrich Beck, ist als fruchtbarer Schriftsteller bekannt geworden. Man hat von ihm Lebensbilder aus dem preußischen Rheinland, 1842, oder vielmehr 1822, im Selbstverlag; Grundriß der preußischen Geschichte, Coblenz, Hergt, 1827; Grundriß der Weltgeschichte, ib. ib. 1827; Phaedri Augusti Liberti Fabulae Aesopiae, mit Wörterregister, ib. ib. 1828; Beschreibung der Stadt Neuwied, 1828; das Kirchspiel Feldkirchen am Rhein, 1847; Statistik der evangelischen Kirche in der königl. preußischen Rheinprovinz, Neuwied, 1848 u.s.w. Von einer vormaligen Clause bei der Feldkirche ist Rede gewesen. Das Wiedische Rügegericht wurde bei der Feldkirche abgehalten.

Gerichtsplatz und Lindenbaum   Gemeindesaal der Ev. Feldkirche

Gerichtsplatz Wiedisches Rügegericht                           Gemeindesaal der Ev. Kirchengemeinde Feldkirchen

Von dem zur Feldkirche gepfarrten Orte Wollendorf ist sie durch einen kurzen Raum geschieden. Einen Zins von 6 Malter Korn daselbst hat Graf Lothar zu Wied, + 1. März 1243, der Abtei Rommersdorf vermacht. In der neuesten Zeit sind die Arbeiter in einer Sandsteingrube bei Wollendorf auf ein wahrscheinlich römisches Todtenfeld gestoßen, und haben in den Gräbern Urnen, Thränenkrüge und Waffen gefunden. Merkwürdig war besonders ein massiv goldener Siegelring, dessen Platte im Durchmesser 1 Zoll, mit Figuren und einer eingeprägten Inschrift versehen ist. Etwas weiter, in der nämlichen Richtung, folgt Gönnersdorf, wo Burggraf Ludwig von Hammerstein einen Hof besaß, der er in Gemeinschaft seiner Hausfrau Irmgard am Montag nach Pauli Bekehrung 1387 m.T. an Johann Witzelnbach verkaufte.

Beunehof - ehemaliger Besitz der Burggrafen von Hammerstein

Beunehof - ehemaliger Besitz der Burggrafen von Hammerstein

Ueber Gönnersdorf erhebt sich Hüllenberg, wo das in dem Umfange der Grafschaft Diez belegene Prämonstratenserkloster Beselich einen Hof besaß, welchen Wied 1566 in Anspruch nahm, endlich auch diesen Anspruch durchsetzte. Auch die Abtei Marienstatt hatte hier bis zu ihrem Erlöschen einen Hof.

Dicht am Rhein, der Straße links, steht in gleicher Linie mit der rückwärts gelegenen Feldkirche, melancholisch und spukhaft, gleich ihrer Geschichte, die Burg Friedrichstein, nach ihrem Erbauer, dem Grafen Friedrich von Wied genannt. Er soll anfänglich die Absicht gehabt haben, für seine Schöpfung, "das neue Wied, die von Rheinüberschwemmungen freie Hochebene bei Wollendorf und Feldkirchen auszuersehen, und deswegen an dem Fuße derselben, an der hohen Ley, zwischen Irlich und Fahr, auf felsigem Rheinufer, das Schloß angelegt haben, dem er den Namen Friedrichstein gab, und dessen Bau ihm in den folgenden zwanzig Jahren so große Kümmernisse und so vielfache Kränkungen zuzog. Wahrscheinlich aber bestimmte ihn dann zur Wahl der wirklichen Lage der Stadt Neuwied das Bedürfniß nahen Ackerlandes, welches jenen Dörfern durch einen neuen Ort in ihrer Nähe geschmälert worden, und oberhalb der Wiedmündung zu entlegen gewesen wäre. Vielleicht bewog den Grafen zu jenem Schloßbau auch ein anderer Grund."

Teufelsschloss in Fahr um 1660

1660 - Das Teufelsschloss in Fahr am Rhein

Er sollte etwa "die früher schon bemerkte und nun offenbare Absicht der Trierischen Regierung, die Herrschaft des ganzen Rheinufers von Hönningen bis an die Lahn sich anzueignen, vereiteln. Friedrich strebte die Vollendung zu beschleunigen, 1660. Er forderte von seinen Unterthanen 52 Frohntage im Jahre, suchte sie aber auch von dem Grunde und der Nothwendigkeit seiner Auflagen so weit zu überzeugen, als es nothwendig schien." Nichtdestoweniger ergab sich im ganzen Lande arge Aufregung, die an vielen Orten in offene Widersetzlichkeit überging. Mehr oder weniger intrvenirten bei diesen Unruhen Kurcöln, Trier, Pfalz. Es wurden Schuldige eingezogen, die Gemeinden Rodenbach, Wollendorf, Fahr, Heddesdorf, Selters und andere von der Cölnischen Commission in Geld, Wald un Feld gestraft, die Drohungen mit Leibesstrafe erneuert. Zwei Männer aus Selters, eines meuchlerischen Anschlags gegen den Grafen beschuldigt, wurden an dem Galgen bei Anhausen aufgeknüpft. Dergleichen Strenge brachte die erhitzten Gemüther allmälig wieder zur Besinnung. Feldkirchen, das Kirchspiel, und Heddesdorf baten um Nachlaß der Strafe, der ihnen doch nur gegen die Uebernahme einer monatlichen Abgabe erlassen wurde. Rodenbach kaufte seine confiscirte und dem Grafen zugesprochene Waldung mit einer kleinen Geldsumme zurück. Unter solchen Umständen fand Friedrich für gut, die Arbeiten an dem Friedrichstein 1662 einzustellen. Er war nur so weit vollendet, daß die Regierungsbehörden dahin verlegt werden konnten. Ein weites nach Fahr hin abstehendes Gebäude aber war vollendet, und wurde seitdem häufig von Friedrich und seinen Nachfolgern bewohnt. Die Empörung war besiegt, eine gereizte widerwärtige Stimmung vererbte sich aber auf der Unterthanen Kinder und Enkel. Die vielen Güter und Berechtigungen, vornehmlich Waldungen, welche die kaiserliche Commission den Gemeinden abgesprochen, um damit den Grafen zu entschädigen, daneben aber der Blick auf Irlich und die Betrachtung, wie gut es sich unter dem Krummstab wohne, hinterließen unaustilgbare, selbst noch im J. 1848 wirksame Erinnerungen. Das Schloß, zu solchen Händeln die Veranlassung, hieß und heißt von dem an im gemeinen Leben das Teufelsschloß, und wurde erzählt und geglaubt, daß die Geister der beiden Gehenkten den Grafen Friedrich verfolgten und peinigten. Man fand sich 1667 veranlaßt, in betreff dieser Gespenstersage ein gerichtliches Verhör anzustellen.

   Am 12. September 1683 beging Graf Friedirch auf Friedrichstein seine dritte Vermählung mit der Gräfin Maria Sabina von Hohensolms, der Stammmutter der noch heute blühenden fürstlichen Linie. In dem Laufe des spanischen Successionskriegs, 1705, hatten die Engländer in dem Schlosse ein Lazareth; zu dessen Gebrauch das Kirchspiel Holz, Stroh und andere Dinge liefern mußte. Im J. 1751 legte Graf Alexander versuchsweise in dem Schlosse und dem Nebenbau eine Spinnerei und Tuchweberei an., mit einer Zucht= und Armenanstalt verbunden, gleichwie er daselbst im J. 1762 Berlinerblau und andere Farben fabriciren ließ. Im J. 1778 gedachte ein Herr Faulconnier das Schloß zu kaufen und an der hohen Ley eine Colonie anzulegen; die Gerichtsbarkeit sollte dem gräflichen Hause bleiben, auch das Gut an dasselbe, falls des Erlöschens der Familie Faulconnier, zurückfallen. Der Handel kam jedoch nicht zu Stande. Im J. 1780 unterhandelte ein Herr von Stael um den Ankauf des Schlosses, der jedoch gleichfalls sich zerschlug. Dagegen wurde im folgenden Jahre von einer Freimaurerloge, die sich hier niedergelassen, eine Witwencasse und Bank in dem Schlosse anzulegen beabsichtigt, es blieb aber bei dem Project. Im J. 1791 wurde auf Friedrichstein für den Dienst der Emigration das Freicorps Sinclair errichtet, an dessen Stelle jedoch zeitig das emigrirte Regiment Fitzjames, Irländer, trat (Bd. 2 S. 160). Zwanzig Jahre später wurde das Schloß, so schreibt Al. Schreiber, von den Neuwiedern "Cäsars=Ruine getauft, nicht zum Andenken des C. Julius, sondern des Neuwied'schen Kammerraths Cäsar, der, um der Kammer eine Einnahme zuzuwenden, den Dachstuhl abnehmen ließ, und dabei so ziemlich auf die Kosten kam. Allein da nun dem Regen von allen Seiten Bahn gemacht war, so stürzte, gegen das Land hin, die gewölbte Halle zusammen, doch zum Glück, ohne jemanden zu beschädigen." Al. Schreiber wußte freilich nicht, daß besagter Kammerrath, späterhin Kammerdirector Cäsar ein sehr tüchtiger, umsichtiger, dem fürstlichen Hause treuergebener Beamter gewesen, welcher in den traurigen Zeiten des Rheinbundes einen Credit, der ihm theurer als der eigene, durch weise Sparsamkeit aufrecht zu erhalten wußte. Am 1. Januar 1814 haben sich "an dem abgerissenen Schlosse Friedrichstein" die Russen zu Tausenden eingeschifft, um das linke Rheinufer zu überziehen. Eigentlich ließ Cäsar das Schloß demoliren, um die schwere Häusersteuer zu ersparen, das Nebengebäude hingegen, zwischen der Straße und der Höhe, wurde verkauft und ist noch heute bewohnt. Schräg über dem Friedrichstein, nach Neuwied zu, erhebt sich die niedliche, von dem Minister Röntgen erbaute Villa, deren Garten schier mit dem Friedrichstein rainet.

Blick auf Fahr am Rhein und das gegenüber liegende Andernach  

Dem Friedrichstein reihet sich beinahe an das ebenfalls der Feldkirche eingepfarrte Dörfchen Fahr, ursprünglich am Fahr genannt, von wegen einer die Verbindung mit Andernach unterhaltenen Fähre.

Im J. 1575 entlehnte Graf Johann IV von Wied von Georg von der Leyen ein Capital von 3000 Goldgulden, dagegen eine Jahresrente von 150 Goldgulden aus dem Weinzehnten zu Fahr und Heddesdorf verschreibend.

Einen Theil des Zehntens besaß jedoch die Abtei St. Thomas, der späterhin durch die Sacularisation an das fürstliche Haus fiel. Er mochte von Belang sein, denn es erzeugt die Gemarkung einen nach der Ansicht Wiedischer Patrioten vorzüglichen rothen Wein, indessen die Nachbarn den hiesigen rothen Wein mittelmäßig, den weißen schlecht nennen. Großentheils gehörten die Weinberge zu den fürstlichen Domainen.

Von Fahr an tritt das Gebirge, hoch und steil, noch näher zum Rhein heran, und es führt die an seinem Fuße sich hinziehende Straße nach Leudesdorf ...

 

Hinweis: Die Schreibweise des vorstehenden Textes korrespondiert mit dem Original-Text. Der Original-Text enthielt keine Bilder. Um diese Publikation für das Internet optisch und informativ aufzuwerten, wurden Weblinks und zum Teil historische Bilder integriert.

"TExt-Zitat aus: Rheinischer antiquarius - mittelrhein - der iii. abtheilung 6. band - coblenz, 1859.