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"Neuwied-Feldkirchen. Die Ackermuehle. goennersdorfer Mühlengeschichte beginnend im Zeitraum 1695 oder 1697."

Die ehemalige Ackermühle in Gönnersdorf

Autor: Friedel-Wulf Kupfer | Bildarchiv: Hartmut "Harry" Scheid / Erich Walther

Historische Darstellung der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf (Neuwied-Feldkirchen)

Historische Darstellung der Ackermühle

Nur wenige umliegende Mauersteine und ein von zwei etwa hundertjährigen Fichten umstandener , eingeebneter Hofplatz künden noch von der - im Frühjahr 1980 - abgebrochenen Ackermühle in Gönnersdorf 1. Auf Vermittlung und Initiative des Feldkirchener Mitbürgers Ullrich Borkowsky, wird die Ackermühle ein Bestandteil des Museumsdorfes im Freilichtmuseum Bad Sobernheim. Geblieben sind in Feldkirchen einige alte Flur- und Wegbezeichnungen, die an das Vergangene erinnern: "Auf dem Acker", "Ober der Ackerbach", "Aufm Lohbau", "Mühlenweg".

Ehemalige Ackermühle in Gönnersdorf (heute: Neuwied-Feldkirchen) vor 1980

1980 - Vor dem Abbau der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf

Die Ackermühle, die ihren Namen sicherlich nach der sie umgebenden Flur bzw. dem vorbeifließenden (heute vollständig kanalisierten) Bach erhalten hat, wurde entweder 1695 oder 1697 erbaut. Hinweise hierzu finden sich in mehreren Schriftstücken der Gräflichen Rentkammer aus dem Jahre 1748, in denen der damalige Schultheiß Johann Mathias Mendel aus Fahr aufgefordert wird, dafür zu sorgen, daß "die Eigenthümer der Lohmühle am Fahr ... in kurz anzustehendem Termin, ihre Conceßionen in beglaubigter Form produciren (sollen), wofern nicht solche abschriftlich auf der Rentkammer befindlich" 2. Über das Ergebnis der am 23. August 1748 stattgefundenen Besitznachweis-verhandlung ist dem dabei geführten Protokoll folgendes zu entnehmen:

"Erschienen ist heute auf hochgräflicher Rentkammer Johann Georg Maurer, und Johannes Bell 3 um zu produciren ihren conceßionen Schein betr. deren Lohmühlen am Fahr. Johann Georg Maurer kann weiter nichts, als die Quittung, daß er jährlich den Wasserlauf (zins) mit 36 Albus abgeführt habe, dabei sagend, daß er diese Lohmühle von seiner Schwester Maria Christina geerbt, und hätte dero Vater mit Bewilligung gnädigster Herrschaft Anno 1695 aufgebaut.
Johannes Bell producirt diese beylag ... und wendete vor, daß er die Lohmühle mit ebenfalls gnädigster Bewilligung Anno 1697 aufgebaut, und bis dato gegen Erlegung jährlichen Wasserlauf (zins) in besitz gehabt 4."


Leider gibt das Protokoll keinen genaueren Aufschluß darüber, welche der beiden Angaben sich auf die Ackermühle bezieht. Ursprünglich war die Mühle eine Loh- oder Ölmühle, wovon heute noch die alte Gönnersdorfer Flurbezeichnung "Aufm Lohbau" herrühren mag. Die Lohe bestand aus gemahlener Fichten- oder Eichenrinde und diente zum Lohgerben. Für das grobe und Zerkleinern der Rinde benutzte man Häckselladen und besondere Loheschneide-maschinen, bei denen gezahnte Zylinder die auf einer Tafel ausgebreitete Rinde gegen rotierende Klingen schoben. Die Lohmühlen der damaligen Zeit waren entweder nach dem Kaffeemühlenprinzip (Glockenmühle) konstruiert oder sie hatten, wie die gewöhnlichen Getreidemahlmühlen, horizontale Steine. Welche Einrichtung in der Ackermühle vorhanden war, darüber befindet sich leider kein Hinweis in den Akten. Anscheinend hat sich das Lohmahlen allein in der Folgezeit wirtschaftlich nicht besonders gelohnt. So wird bereits 1706 von einer baulichen Umgestaltung der Mühle berichtet:

"Designatio des Müllers (Paulus) Schäffer aus (f) der Nette Supplica 5 ... daß er an seine Oehlmühle am Fahr einen Mahlgang anbauen und damit vor sich Getreide zum auswärtigen Verkauf mahlen dürfte. Nebst Resolutio affirmator de 27 Apr. Anno 1706 6."

Aus der Jahre 1711 liegt eine Bittschrift des Müllers Jacob Meurer am Fahr vor, in der er sich um eine Konzession bemüht, "daß er auf der zur Mahlmühle gemachten Lohmühle dasselbst vor auswärtige mahlen dürfte" 7 . Diese Bitte wird verständlicher, wenn man weiß, daß der Müller damals nicht für jeden mahlen durfte, sondern seine Kunden vom Grafen zu Wied gewissermaßen zugewiesen bekam. Die Erlaubnis, darüberhinaus noch für auswärtige Leute mahlen zu dürfen, eröffnete die Möglichkeit einer zusätzlichen Einnahmequelle. Für die Zeit zwischen 1750 und 1760 finden sich nur bruchstückhafte Angaben über die Ackermühle. In einem "rückständigen Bericht von dem sogenannten Loh- oder Ackermühlengang bey Wollendorf so in einen Mahlgang umgewandelt" 8  wird ein gewisser Johannes Gilgenberg, ehemaliger Tonnenmüller in Rodenbach genannt, der die Mühle vom 1. Januar 1762 bis 1770 gepachtet hatte. Sein Nachfolger wurde Johann Wilhelm Muscheid. Aus dem zwischen letzterem und dem Grafen zu Wied geschlossenen Vertrag erfahren wir aufschlußreiche Details über den zur Mühle gehörenden Besitz:

"Nahmens und von wegen des hochgeborenen Grafen und Herrn Johann Friedrich Alexander ...
auf hoch deroselben Befehl und Ratification ist die sogenannte Loh- oder Ackermühle am Fahr
auf sechs nacheinander folgende Jahre, vom 1. Anno Jan. 1771 an biß 1. Januar 1777 an
Johann Wilhelm Muscheid unter nachfolgenden Conditionen verpachtet worden:

1) Wird dem Pächter zu mahlgästen angewießen: die Gemeinde Rodenbach, außer 10 Mann, welche bey der Tonnen Mühle mahlen laßen

2) Soll dero Laufwerk bey der Überlieferung durch unpartheijsche Mühlenmeister geschätzt und was alsdann daran verbessert oder vergeringert worden, ein Pächter dem anderen heraus geben

3) Wird demselben der nahe dieser Mühle gelegene Wiesenplatz 20 Ruthen haltend, worauf 20 Obstbäume befindlich, darunter aber 5 abgängig, mit zur Benützung übergeben und

4) Da dieses Werk fast rund um mit Weinbergen umgeben, so hat er und die seinige(n) sich wohl zu hüthen, daß darinnen kein Schaden geschieht

5) Wann Pächter Holtz zum Laufwerk vonnöthen, so hat er solches unterthänigst anzuzeigen, und die Anweißung gegen bare Zahlung zu erwarthen

6) Soll Pächter eine richtige Waage und malter maas in der Mühle halten, und einen jeden ohne Unterschied um den 16. Theil sauber und gut mahlen, überhaupt der hiesigen Mühlen Verordnung pünktlich nachleben

7) Verbindet sich derselbe, während den Pacht Jahren jährlich acht Malter zwey Simmer gutes reines Korn und zwarn im Junio und November allemahl zur Helfte, zur hiesigen Kellerey zu liefern

Urkundlich ist dieser Pachtvertrag in duplo ausgefertigt ...
Neuwied 19 october 1770"

Ehemalige Ackermühle in Gönnersdorf (heute: Neuwied-Feldkirchen) vor 1980

1980 - Vor dem Abbau der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf

Ein Jahr später bereits sieht sich Müller Johann Muscheid aus familiären Gründen nicht mehr in der Lage, die Mühle weiter zu leiten:

"Hochgeborener Reichsgraf
Gnädigster Graf und Herr
Meine Frau ist mir gestorben und ich habe keine Kraft, mithin ist es nicht mehr möglich, der Mühle vorzustehen, daher bin ich willens, dem Müller Kalbitzer aus der Mühle zu Altwied, selbe zu cediren, welcher den Schultheiß Britz zum Caventen 9 stellen will.
Daher unterthänigst Bitte, solches gnädigst zu ratificiren 10 ."

Die nun folgenden Bemühungen um die Neubesetzung der vakanten Pächterstelle werfen ein bezeichnendes Licht auf die Verflechtung wirtschaftlicher, religionsgebundener und lokaler Interessen der damaligen Zeit. Nachdem zunächst die gräfliche Rentkammer dem Müller Kalbitzer nach Vorlage der geforderten Bürgschaft die Mühle abzutreten bereit war, zog sie schon kurz danach die vorläufige Genehmigung wieder zurück. Grund dafür war eine Bittschrift der Gebrüder Steinebächer aus Rodenbach, die ebenfalls großes Interesse an der Ackermühle zeigten und in ihrem schriftlichen Gesuch gewichtige Argumenten vorbrachten, die bei der Neuvergabe den Ausschlag zu ihren Gunsten geben sollten:

"Hochgeborener Reichsgraf ...
Der Pächter der sogenannten Ackermühle am Fahr, Johann Wilhelm Muscheid, will diese Mühle, bis zu Ende der Pachtzeit, an einen Ausländer katholischer Religion sublociren. Dieser Mensch, welcher sich mit den seinigen dermalen in Altenwied aufhält, soll bereits eine Mühle in ihren, hochgräflichen Landen in Pacht gehabt, die Mahlgäste, zu ihrer Unzufriedenheit, bedient haben.
Wir wünschen, die Ackermühle, für den Muscheidt, in Pacht zu nehmen, und können deshalb, da wir in Rothenbach ansäßig sind, hinlängliche Sicherheit leisten, wollen auch die künftigen Mahlgäste, zu ihren Wohlgefallen bedienen.
Da wir uns nun schmeicheln, Eure Hochreichsgräflichen Gnaden werden uns, als getreuen Landesunterthanen für einen Ausländer den Vorzug gönnen, die Afterpachtung der benannten herrschaftlichen Mühle zu übernehmen ...11 ."

Offenbar aus finanziellen Erwägungen heraus 12 werden dann Gebäude und Grundstück endgültig an die Brüder Steinebächer verpachtet, und zwar "die Mühle nebst der zugehörigen Baum und Graß Placken, Hofraithe 13  und Fahrweg nach der Mühle für 117 Rth 14 , das Lauf und mahlwerk für 114 Rth 9 Albus; hergegen sind ihnen die mahlgäste auf 6 Jahr jährlich für 40 Rth und der Wasserlauf für 10 Rth jährlich verpachtet"15 .

Der eigentliche Pachtvertrag entspricht in den meinsten Punkten dem von 1771; neu sind einige zusätzliche Abmachungen über bauliche Veränderungen und Dienstleistungen:

" 7.) Müßen Pächter die Gebäude auf ihre Kosten in Dach und Gefach unterhalten.

  8.) Wann aber etwas neues zu bauen nöthig ist, so müßen sie solches vorher
       bey der Rethkammer anzeigen, und die genehmigung abwarthen nach deren
      Erfolg das weitere verfügt wird. Pächter hergegen schuldig sind, denen handwercks
      Leuten Kost und Tranck aus dem ihrigen herzugeben.

   9.) Müßen dieselben das gewöhnliche Dienst- und Wachtgeld jährlich zahlen.

 10.) Dürfen dieselbe diese Mühle an keinen anderen übertragen ohne Erlaubnis, bey Strafe 16 ."

Ehemalige Ackermühle in Gönnersdorf (heute: Neuwied-Feldkirchen) vor 1980

1980 - Vor dem Abbau der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf

Welche Gründe im einzelnen dazu führten, daß in den folgenden Jahren die Brüder Steinebächer mit ihrer Pachtzahlung öfters in Rückstand waren, geht aus den Akten nicht klar hervor. Jedenfalls sah sich die Gräfliche Rentkammer veranlaßt, 1778 den alten Vertrag aufzulösen. Als neuer Pächter übernahm Andreas Humerich

"die zur Acker Mühle gehörigen Mahlgäste, betrefend aus der Gemeinde Rothenbach auf sechs nacheinanderfolgenden Jahre vom 1 ten Jan. 1779 bis ende Dec. 1784 nebst dem Waßerlauf dergestalten ...

1.) Daß Pächter für die Mahlgäste jährlich Dreyßig Rthlr. und für den Waßerlauf Zehn Rthlr. ...und zwarn quartaliter 17  in Conventions Müntze nach dem Cammer Cours bezahlen auch

2.) Das gewöhnliche Dienst und Wachtgeld gleich anderen Unterthanen im Kirchspiel Feldkirchen jährlich entrichten.

3.) Muß Pächter die Mühle jederzeit in gutem stand erhalten, und die Mahlgäste treulich bedienen, damit solche nicht genöthiget werden, auf anderen Mühlen mahlen zu laßen, maßen ihnen kein Nachlaß an oben bestimmten Abgaben, es sey unter welchem Vorwand es wolle zu statten kommen soll, wie dann derselbe sich überhaupt nach der unterm 1 sten July 1758 emanirten Mühlenverordnung zu betragen hat, hergegen dann auch dieser Verordnung zu folge ... alle und jede Bann mal gäste zu dieser ihnen angewießenen Bann Mühle die benöthigte Materialien als:

Mühlen Steine, Bauholtz, Steine ... zur reparatur des Mühlen und Waßergrabens erforderlich, ohnentgeldlich beyfahren, und den Waßergarben reinigen sollen ...

So geschehen Neuwied 19 ten Gbris (November) 1778

Andreas Humerich bezeichnet wegen Mangel des Schreibens hierunter mit seinem Haußmark XX 18 ".

Ehemalige Ackermühle in Gönnersdorf (heute: Neuwied-Feldkirchen) vor 1980

1980 - Vor dem Abbau der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf

Aus der Folgezeit liegen nur noch spärliche bzw. überhaupt keine Dokumente mehr über die Ackermühle vor. Die Wirren der Revolutionskriege seit 1791 und die politisch unruhigen Zeiten bis 1815 haben dazu beigetragen, daß viele Schriftstücke vernichtet wurden oder verlorengingen.

Ob die Rentkamm den Vertrag mit Andreas Humerich (Hummerich) 1784 verlängerte, ist nicht bekannt. Es wäre allerdings durchaus denkbar, denn die Familie Hummerich übernahm erst 1794 die Untere Mühle (Hümmerichs-Mühle) in Fahr, so daß für den fraglichen Zeitraum die Möglichkeit zur Weiterführung der Ackermühle bestand.

Nach 1815 hat mit großer Wahrscheinlichkeit die seit 1584 in Fahr ansässige Familie Mendel die Mühle in Pacht oder Besitz gehabt. Sichere Angaben finden sich erst wieder in den ab 1833 noch teilweise vorhandenen Flurbüchern und Katasterrollen der Gemeinde Gönnersdorf.

So übernimmt 1852 Johannes Mendel (II) aus Fahr die Mühle mit Wohnhaus und 1 Mühlenteich 19 .
Hinzu kamen eine ganze Reihe von Grundstücken, bestehend aus Wiesen, Holzungen, Ackerland und einigen Weinbergen. Gemahlen wurde zu dieser Zeit Roggen, Weizen, Hafer und Gerste, die entweder zu Mehl oder Futterschrot verarbeitet wurden 20 . Die Anlieferer kamen überwiegend aus Gönnersdorf und Hüllenberg, zum kleineren Teil aus Fahr, Wollendorf und auch dem Windhäuser Hof.

Ehemalige Ackermühle in Gönnersdorf (heute: Neuwied-Feldkirchen) vor 1980

1980 - Vor dem Abbau der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf

Nach dem Tode von Johannes Mendel führte seine Frau den Mühlenbetrieb weiter 21 . Erwähnenswert ist aus diesem Zeitraum, daß hauptsächlich Roggenmehl - nur in ganz geringen Mengen auch Buchweizen- oder Gerstenmehl - vermahlen wurde 22 . Im Jahre 1894 erfolgte der Neubau eines Stalles und einer Futterküche 23 ; seitdem konnte eine bescheidene Viehhaltung betrieben werden, die es gestattete, Butter und Milch in kleinem Umfang zu verkaufen bzw. für den Eigenbedarf zu produzieren. Nebenbei lief auch noch in beschränktem Rahmen der Verkauf von Kartoffeln. 1909 wurde auf einem bisher als Wiese genutzten Stück, in der Flur "Ober der Fahrhohl" gelegen, ein Hofraum angelegt 24 . Im Jahr 1914 übernahm dann der Sohn, Hermann Nikolaus Mendel, den Mühlenbesitz, gemeinsam mit seiner Schwester Auguste Dorothea. Die Mahlarbeit wurde in der Folgezeit durch einige technische Umgestaltungen erleichtert. Leider konnte nicht mehr mit Sicherheit ermittelt werden, wann die hölzernen (noch nach dem 2. Weltkrieg vorhandenen) Zahnräder durch eiserne, und das durch Wasserlauf angetriebene Mühlrad durch ein stromangetriebenes ersetzt wurde. Beide Systeme sind allerdings noch nebeneinander bis zur Einstellung des Mahlbetriebes (etwa 1936/37) benutzt worden. Aus einer statistischen Aufstellung von 1933 25  geht hervor, daß die Mühle mit einem Wasserantrieb von 0,9 PS und einem Elektromotorenantrieb von 7,2 PS ausgestattet war; die Tageshöchstleistung lag bei je 1/2 Tonne Back- bzw. Futterschrot. Der Mahlgang hatte einen Steindurchmesser von 1,10 m. Als spezielle Mahlmaschine war eine sogenannte Reinigungs Friör in Gebrauch. Die jährliche Verarbeitungs-menge lag im Zeitraum von 1925 - 1932 bei durchschnittlich je 25 Tonnen Back- bzw. Futterschrot, wobei im September 1927 eine Höchstleistung von 4 1/2 Tonnen erbracht wurde. Die Lagerfähigkeit des Betriebes betrug 2 Tonnen in der Mühle selbst und 1 Tonne auf dem zugehörigen Bodenspeicher. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, daß zu Beginn der 20er Jahre die bis dahin als reines Familienunternehmen geführte Mühle aus altersbedingten Gründen von den Geschwistern Mendel auf Lohmüllerei-Basis weitergeführt wurde. Nach dem Tode von Auguste und Hermann Mendel (1937 bzw. 1938) übernahm die Witwe von Friedrich Mendel 26 , dem ehemaligen Redakteur und Verleger der Kirner Zeitung 27 , den gesamten Besitz (1941 - 1944). Ihr folgten nach dem Krieg, als Erben des gesamten Mühlengrundstückes, ab 1946 eine Frau F. Schumacher (bis 1962) 28  und anschließend (bis zum Verkauf der Ländereien im Jahre 1979) deren Tochter, eine heute in Saarbrücken lebende Ärztin. Während dieser Zeit wurde das Anwesen von verschiedenen Pächtern u.a. für eine Kükenaufzucht, verbunden mit Eierverkauf, genutzt (bis Ende der 50er Jahre), vorübergehend befand sich im Nebengebäude eine kleine Schuhmacherei und zuguterletzt - in den 70er Jahren - belebte noch einmal eine Schafzucht das verblassende Bild der inzwischen schon 270jährigen Mühle, bis auch ihr im Frühjahr 1980 die letzte Stunde schlug.

Frühjahr 1980 - die ehemalige Ackermühle wird abgebaut.

Frühjahr 1980 - Abbau der Ackermühle für den Transport in das Freilichtmuseum Bad Sobernheim


Anmerkungen:

1 Das sorgfältig abgetragene Gebäude "sollte" im Freilichtmuseum Sobernheim wieder aufgebaut.
  Die Vermittlung dieses schützenswerten Kulturdenkmals an das Museumsdorf erfolgte durch
  Initiative des Feldkirchener Mitbürgers Ullrich Borkowsky. Ansonsten wäre diese Mühle
  abgerissen und für immer verloren gewesen.
  Leider war dieser Aufbau nicht mehr möglich da durch einen Großbrand im Freilichtmuseum
  Sobernheim auch diese Balken ein Opfer der Flammen wurden.

2 FWA 62/10/11, Schreiben vom 13. August 1748.

3 Wird an anderer Stelle als "Löher am Fahr" bezeichnet.

4 FWA a.a. O., Schreiben vom 23. August 1748.

5 Supplica = Bitte; Resolutio affirmator = bejahender Bescheid.

6 FWA a.a. O.

7FAW a.a. O.

8 FWA a.a. O.

9 Cavent = Zeuge, Bürge

10 FWA a.a. O., Schreiben vom 7. Mai 1772

11 FWA a.a. O., Schreiben vom 14. Mai 1772

12 Hinweise hierfür finden sich in mehreren Schriftstücken aus denen hervorgeht,
   daß die beiden Brüder ihren Konkurrent wohl an Pacht überboten haben und deshalb den Zuschlag erhielten.

13 Hofraum, Hofbezirk

14 Reichsthaler

15 FWA a.a. O., Schreiben vom 1. September 1772

16 FWA a.a. O., Vertrag vom 18. Mai 1772, unterschrieben von Hieronimuß Steinebächer.

17 Vierteljährlich

18 FWA a.a.O.

19 LHA Koblenz a.a.O., Bd. 5: Mutterrolle der Gemeinde Gönnersdorf, Artikel 501.

20 Mahlheft von 1857 PAK.

21 In den Kataster- und Gebäudesteuerrollen von Gönnersdorf findet sich bis 1909 die Bezeichnung
    "Johannes Mendel II Witwe, Müllerin und Kinder" gelegentlich auch "Müllerin und Ackerin".

22 Vgl. hierzu dienoch vorhandenen Mahlhefte von 1876 und 1882 PAK.

23 LHA Koblenz a.a.O., Bd. 7: Gebäudesteuerrollen 1894/95.

24 LHA Koblenz a.a.O., Bd. 7: Flurbuchsanhang 1909.

25 Antrag auf Erteilung der Erlaubnis zum Weiterbetriebe einer Getreidemühle und
    auf Zuteilung eines Grundkontigentes vom September 1933 PAK.

26 Catharina Mendel, geb. Frick (* 1863 +1944).

27 Friedrich Mendel (* 1858 +1924) leitete von 1890 - 1907 als
    verantwortlicher Redakteur und Verleger die "Kirner Zeitung".

28 Fridoline Schuhmacher, geb. Frick (*1891 + 1962).

 

Quellen:

1. Fürstlich Wiedisches Archiv (FWA) 62/10/11: Acta 2te Mühle am Fahr - Die sog. Ackemühle.

2. Landeshauptarchiv Koblenz (LHA): Bestand 733 Nr. 754 Bände 1-7 (Flurrollen,
    Kataster- und Steuerrollen v. Gönnersdorf).

3. Privatarchiv Kupfer (PAK).

 

Dieser vorstehende Artikel wurde erstmalig im Heimatjahrbuch des Landkreises Neuwied - 1981, Seite 101 - durch den Urheber und Autor Friedel-Wulf Kupfer publiziert.

Zum Zeitpunkt der ersten Publikation im Heimatkalender von 1981 gab es noch nicht die für diese Internet-Publikation verwendeten Bilder der ehemaligen Ackermühle in Gönnersdorf. Diese Bilder wurden erst im Mai 2011 gefunden und stammen aus dem Privat-Archiv von Hartmut "Harry" Scheid.

 

19. Juni 2022 | Erich Walther - Alle Rechte vorbehalten