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"Backesmaennchen - wenigen ist wohl bekannt, wie er zu dem Namen kam, dessen Fleiss doch lobesam."

Backesmännchen: Wer war "Er" oder wer waren "Sie"?

Besucher der Denkmalzone im Historischen Ortskern von Fahr am Rhein, wollen meist zuerst das "Backesmännchen" besuchen. Das Unikat einer Eichenholz-Skulptur eines kleinen Mannes. An einer Hausecke des Kulturdenkmals der ehemals Unteren Mühle. Zu sehen an der Fachwerkseite zur Großen Brunnengasse.

Backesmännchen –
kleiner Mann,
eben nur ernähren kann
Frau und Kinder, kein Gesind.
Müht sich früh und spät geschwind,
Landmann schon,
doch Bauer nicht,
wie man hierzulande spricht.
Tausend Jahre so genannt.
Wenigen ist wohl bekannt,
wie er zu dem Namen kam,
dessen Fleiß doch lobesam.

Fahrer Backesmaennchen

Der Eifeler Heimatforscher und Autor Hans Theis (* 15. August 1921 in Niederraden/Eifel; † 26. August 1975 in Neuerburg/Eifel) publizierte in seinem Buch "Die Sage raunt in alten Mauern" seine folgende Theorie zum Ursprung des Namens "Backesmännchen".

Dreißig Jahre hatte der Krieg gedauert, den Karl der Große mit den eigenwilligen Sachsen zu führen gezwungen war. Hüben und drüben war viel Blut geflossen. Erst nach der Verbannung von etwa 10.000 Sachsen endete der grausam geführte Krieg. Die ausgewiesenen sächsischen Familien aber wurden zumeist in abseits gelegenen Gebieten des fränkischen Reiches angesiedelt.

      Nachweislich kamen besonders sächsische Familien in den weithin noch unerschlossenen Islek 1. Die Namen verschiedener Dörfer, Sprachfragmente und Brauchtum weisen darauf hin, dass die Neusiedler erheblichen Einfluss auf die bereits ansässige sächsische Bevölkerung nahmen.

Bei den sächsischen Familien galt das Stockerbenrecht. Nur der älteste Sohn des Hauses heiratete und erbte später auch den Hof. Dieses Stockerbenrecht wurde vielfach auch von den fränkischen Familien übernommen. Aus vielen Familientraditionen ist leicht nachzuweisen, dass dieses Stockerbenrecht in unserer Heimat allgemein beachtet wurde. Die übrigen Kinder einer Familie mussten unverheiratet als Knechte oder Mägde auf dem Hof bleiben.

      Heiratete nun – entgegen der Ordnung – ein Nachgeborener, so zog er meist in den Wald und rodete Neuland. Auf diese Weise sind manche neuen Dörfer in unserer Heimat entstanden. Als schließlich etwas die heutige Siedlungs-dichte erreicht war, war auch der Wald vergeben. Wollte daher ein Nachgeborener, der gegen die allgemeine Ordnung geheiratet hatte, als Knecht weiterhin auf dem Hofe bleiben, so wurde ihm und seiner neugegründeten Familie eine Wohnung auf dem in der Nähe des Wohnhauses befindlichen Backhaus eingerichtet.

      War er fleißig, so konnte er sich in den Jahren einige Morgen Land erwerben. Immer aber blieb er in Abhängigkeit vom Hofe, dem eigentlichen Bauern. Nie konnte er ein selbständiger Bauer werden, er blieb ein abhängiger Landarbeiter.

1900 Familie Huemmerich im Backesmaennchen Haus

 

 

um 1900
Backesmännchen-Haus der ehemals Unteren Mühle in Fahr am Rhein.

Das Bild zeigt die Familie Hümmerich, welche die Kleinwohnung im oberen Stock dieses ehemaligen Back- und Mühlengebäude bewohnten.

Sie waren nach heutiger Lesart "Backesmännchen"


 

Foto:
Fürstliches Archiv Schloss Neuwied

Noch heute kann man noch in vielen Dörfern unserer Heimat das alte Backhaus mit aufgesetzter Kleinwohnung sehen. Als Beispiel aus der engeren Heimat sei ind er Eifel das Haus Rauen in Daudistel 2 oder im Stadtteil Neuwied-Feldkirchen (Ortsteil Fahr am Rhein) das Backesmännchen-Haus genannt. Und bis heute werden mancherorts kleine Landwirte, die der Boden kaum oder nicht voll zu ernähren vermag "Backesmännchen" geheißen. Ein wenig Geringschätzung und zugleich bäuerlicher Dünkel liegt in diesem Wort. Seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts sind die eigentlichen "Backesmännchen" verschwunden, denn die Nachgeborenen gingen in die Industriestädte oder wanderten nach Amerika aus.

1 – Islk: Ein westlicher Höhenzug der Eifel. Bereich Manderscheid.

2 – Daudistel: Jetzt zugehörig (eingemeindet) zu 54673 Neuerburg/Eifel. Das zitierte Haus Rauen in Daudistel ist nicht mehr im Eigentum der Familie Rauen und auch nicht mehr in dem Urzustand wie ich durch ein Telefonat mit Herrn Grün, von der Stadtverwaltung in Neuenburg informiert wurde.

Hinweis: Dieser Text wurde freundlicherweise vom Mitherausgeber des Buches "Die Sage raunt in alten Mauern."
Herr Willi Hermes aus Neuerburg/Eifel für diese Publikation zur Verfügung gestellt.

Es gibt noch weitere Backesmänchen -Informationen

Bei meinen Recherchen nach dem Namensursprung "Backesmännchen" fand ich bei Internetrecherchen zwei weitere Einträge.

In der Dokumentation "Allerlei Sagen und Geschichten aus dem Löstertal" fand ich einen Text über

"Das Backesmännchen im Gemeindehaus in Kostenbach"
Beim Latzerunnen in Kostenbach stand früher das Gemeindebackhaus, in dem das Backesmännchen seinen Schabernack trieb.
Die Frauen konnten oft nächtelang Brot backen, und am nächsten Morgen wr nicht ein einziges Stück da. Auch hat es ihnen machmal die Hitze aus dem Ofen genommen oder das Feuer zu solcher Glut angefacht, daß alle Brote verbrannt sind.

Hinweis: Kostenbach gehört zu 66687 Wadern (www.wadern.de)
Herr Hans Peter Ebert, Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Tourismus gestattete mir die vorstehende Veröffentlichung aus dem Buch der Löstersagen. Er versprach mir im Stadtarchiv nach Abbildungen des alten Backhauses im Löstertal (mit "Wohnbereich"?) zu suchen und mir diese dann zur Verfügung zustellen. Interessant ist, das auch im Wadener Land sogenannte Stockbauern existierten, die ihre REchte vom regierenden Grafen erhielten, Dienstleistungen zu erbringen hatten und eine besonere Stellung genossen.

Zitat aus:
Beitrag zu Deutschen Philologie, Band 41, Seite 8
von W. Schmitz, 1975

"Backesmännchen" - uneheliches Kind (im Backes erzeugt)


Hiermit möchte ich meine Namensforschung über das Backesmännchen abschließen.

Sollte ein Leser weitere Informationen finden, würde ich mich über eine Rückantwort mit Quellennachweis freuen.

Über einen Besuch beim Backesmännchen-Haus in Fahr am Rhein freut sich der Bürgerverein Fahr e.V.
Und noch mehr über eine Spende zum Erhalt und zur Sanierung dieses Kulturdenkmals!

Mit freundlichen Grüßen aus Neuwied-Feldkirchen (Fahr am Rhein)

Erich Walther | redaktion@neuwied-feldkirchen.net

 

Stand: 03. März 2016