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"Das ehemalige Schloss friedrichstein bei Fahr am Rhein & die sage vom Teufelsschloss."

Das Teufelsschloss - Schloss Friedrichstein

Aus dem Heimat-Blatt, 2. Jahrgang Nr. 12 - Beilage der Neuwieder Zeitung - Neuwied am Rhein 1. Dezember 1923

Die Ruine von Schloss Friedrichstein in Fahr am Rhein um 1660

I. Geschichtliches

Es hat einen eigentümlichen Reiz, den Geschicken des Schlosses Friedrichstein bei Fahr, von dem schon in anderen "Heimatblättern" einiges erwähnt wurde, nachzuspüren. Die Entstehung der Stadt Neuwied und die Geschichte der wiedischen Lande sind damit verquickt, auch hat sich die Sage schon früh dieses Ortes bemächtigt, sind doch die Quellen spärlich, die Aufschluss über Schloss Friedrichstein geben.

Noch war der 30jährige Krieg nicht zu Ende, als Graf Friedrich zu Wied, den Grund zu seinem Schloss Friedrichstein an der "Hohen Ley" (Hollei) zwischen Irlich und Fahr legen ließ. Dem tatenfreudigen Grafen genügte die Abseits vom Verkehr liegende Burg Braunsberg nicht. Sie bot auch den zahlreichen Angehörigen des Grafen zu wenig Raum. Aus diesem Grunde hatte er schon um dieselbe Zeit bei dem zerstörten Dorfe Langendorf am Rhein "Haus Langendorf" erbauen lassen, das der Anfang der Stadt Neuwied wurde. Um das Jahr 1645 ließ er dann auf dem felsigen Rheinufer bei Fahr, nach erheblichen Sprengungen den Grundstein zum neuen Schloss legen. Graf Friedrich scheint nun geschwankt zu haben, ob er um das Haus Langendorf oder um Friedrichstein die ihm vorschwebende Stadt gründen sollte. Es lässt sich nicht mehr nachweisen, ob es der Mangel an Ackerland um Friedrichstein war oder ob es ein anderer Grund war, der ihn bewog, Langendorf als Ausgangspunkt für seine Stadtgründung zu wählen. Fest steht nur, dass er schon 1653 die kaiserliche Genehmigung zur Gründung der Stadt Neuwied erhielt. Trotzdem blieb der Bau von Friedrichstein nicht liegen, sondern wurde eifrig fortgesetzt.

Friedrich III Graf zu Wied

Friedrich III. Graf zu Wied (1618 - 1698)

Gründer der Stadt Neuwied

Er war der bedeutendste Vertreter des wiedischen Hauses
im 17. Jahrhundert.

Als Terriorialpolitiker gründete er 1653 die Stadt Neuwied.


Ein Vertrag mit dem Kölner Kurfürster garantierte zollfreien Handel auf dem Rhein zwischen Wied und Kurköln und förderte den wirtschaftlichen Aufschwung der neuen Residenzstadt.

 

Bildnachweis:

Dokumentation des Kreismuseums Neuwied.
Entnommen mit freundlicher Genehmigung
durch Herrn Bernd Willscheid, Museumsleiter.

 

Mit dem westfälischen Frieden war in unserer Heimat noch lange nicht Waffenruhe eingekehrt, noch tobte der Krieg zwischen Frankreich und Spanien, und Truppendurchzüge mit all ihren Opfern und Aufregungen waren nichts Neues. Die Dörfer der niederen (unteren) Grafschaft Wied waren wie fast überall in deutschen Gauen verarmt, dem Grafen ging es nicht besser. Dazu lastete noch eine Schuld aus 1575 von 3000 Goldgulden schwer auf ihm und seinem Land. Sie war 1646 aufgekündigt worden, und Mahnung auf Mahnung kam, sodass sich Friedrich genötigt sah, seinen Untertanen neue Abgaben aufzulegen. Das erbitterte diese zu offenem Ungehorsam, denn die Frondienste bei Bau von Friedrichstein hatten schon viel Unwillen erzeugt. Die Wiedischen Bauernschaften beschwerten sich beim Lehnsherren des Grafen (Kurpfalz) und begünstigten auch Kurtrier, das ihnen Versprechungen machte. Graf Friedrich legte beim Kaiser 1660 Beschwerde über das Verhalten von Kurpfalz und Kurtrier in diesem inneren Streit ein. Kurköln schickte auf kaiserliche Veranlassung einen Kommissar und Truppen, um Frieden zu stiften. Graf Friedrich versuchte mit allen Mitteln, den Bau des Schlosses zu vollenden, und zwar wollte er mit Hilfe dieser Trutzburg am Rhein die Ränke des Kurfürsten von Trier vereiteln, der sich das linke Rheinufer von Lahnstein bis Hönningen zu eigen machen wollte. Friedrichstein, eine Schutz- und Trutzburg der wiedischen Lande am Rhein, nahe bei der aus alten Zeiten berühmten Überfahrtstelle, dass war wohl Friedrichs Beweggrund zum Bau des Schlosses- - Ende 1661 schien Ruhe eingekehrt zu sein. Da brachen im Februar 1662 neue Unruhen unter den Bauern aus. Zwei Leute aus Selters wurden wegen eines meuchlerischen Angriffs auf Friedrich am Galgen bei Anhausen aufgeknüpft. Mit eiserner Strenge wurde nun Ruhe und Ordnung hergestellt. Das Jahr 1662 brachte aber die Einstellung der Bauarbeiten. Ein Grund dafür wird nirgends angegeben. Das Schloss war soweit vollendet, dass die Regierungsgeschäfte dorthin verlegt werden konnten. Fertig gestellt war ein zweites hohes Gebäude, da am Eingang von Fahr noch bis heute steht, und von Friedrich und seinen Nachfolgern öfters bewohnt wurde. So vermählte er sich hier 1683 zum dritten Mal mit der Gräfin Marie Sabine zu Hohensolms.

 

Im spanischen Erbfolgekrieg zu Anfang des 18. Jahrhunderts, wurde im Schloss Friedrichstein (1705) ein englisches Lazarett errichtet, für das Feldkirchen Holz, Stroh und andere Lieferungen leisten musste. Graf Friedrich-Alexander (1737 – 1791), der sich durch Hebung des Gewerbefleißes ein bleibendes Verdienst für Neuwied und die untere Grafschaft erwarb (man denke an die Gründung des Rasselsteins), versuchte, im Schlosse eine Spinnerei und Tuchweberei in Verbindung mit einer Zucht- und Armenanstalt zu errichten. Der Versuch muss missglückt sein, denn 1762 ließ derselbe Graf in den herrschaftlichen Häusern Berliner Blau und andere Farben herstellen. Bald fanden sich Liebhaber für die Gebäulichkeiten. Ein Italiener Jean-Baptiste de Faulconnier hatte 1778 mit dem Grafen einen Kaufvertrag abgeschlossen. Er wollte das Schloss für 8800 Reichstaler erwerben, um dort eine Burg und Stadt "Faulconnieris" zu erbauen. Der Kauf kam nicht zustande. 1780 wollte ein Geheimrat von Stael Schloss Friedrichstein kaufen, um es in ein Ordenshaus der "Loge zur wahren Hoffnung" umzuwandeln. Graf Alexander war damit einverstanden. Es sollten dort unter Verwaltung der Loge 1. eine gemeinsame Witwenkasse für Witwen der Brüder, 2. eine Erziehungsanstalt für bedürftige Waisen und Kinder der Brüder eingerichtet werden. Zur Beschaffung der Kapitalien wurde eine "Banque de fortune" gegründet, die im Volksmund bald den Namen "Neuwieder Lotto" erhielt. Friedrichstein wurde auf diese Weise weithin in Deutschland und Frankreich bekannt. Schon Ende 1781 war das großartig angelegte Unternehmen zusammen gebrochen. Schloss Friedrichstein wurde wieder zum Schmerzenskind der Rentkammer. Vorübergehend war es wieder Fabrik, im 1. Koalitionskrieg wurde hier für den Dienst der Emigration ein Freikorps errichtet. 1806 ließ ihm die Rentkammer durch Abtragen des Daches den Charakter eines Wohnhauses nehmen. (Solange noch ein Dach auf dem Hause war, mussten von ihm Steuern entrichtet werden nach der Anzahl der Fenster). Von nun an hieß Schloss Friedrichstein "Cäsars Ruinen", nach dem wiedischen Kammerdirektor Cäsar. 1868 verschwanden dann die letzten Reste des eigentlichen Schlosses beim Bahnbau.

Das berichtet uns die Geschichte des Schlosses Friedrichstein. Wenig erfreuliches weiß sie uns von ihm zu sagen, als ob ein böses Geschick über dem Schlosse waltete.

Anmerkung: Den ersten Teil dieser Abhandlung hat Lehrer Goernert (Neuwied) verfasst. Die Darstellung der Sage wurde uns von C.G. in Fahr übermittelt. Dazu fügen wir noch Anmerkungen unseres Mitarbeiters W. Groß (Dierdorf) an, mit dem wir wegen des Stoffes Rücksprache genommen haben.

II. Die Sage vom Teufelsschloss


Seit der Bauzeit war das Schloss in der ganzen Gegend verschrien. Man konnte die Frondienste und die Folgen der Aufstände nicht vergessen. Die Geister der Gehenkten sollten im Schlosse umgehen. Und so kam schon früh der Name "Teufelschloss" für Friedrichstein auf. Man hielt es der Mühe wert, 1667 über diese Sage ein gerichtliches Verhör anzustellen. Der Name verschwand nicht, und nur neue Schauermären und Spukgeschichten entstanden.

eue Nahrung erhielt der Aberglaube, als eines Tages der Nachwächter von Fahr die unheimliche Kunde verbreitete, dass er in verflossener Nacht, Schlag 12 Uhr, ein solches Rumoren und Lärmen in dem leeren Gebäude vernommen habe, dass ihm der Angstschweiß am ganzen Leibe ausgebrochen sei und seine Haare sich gesträubt hätten. Es sei ganz unmöglich, dass der Spektakel von Menschen verübt worden sei, denn es habe förmlich gedonnert und dazwischen gerasselt, als ob Eisen auf Eisen schlüge. Ganz Fahr geriet wegen dieser Teufelsgeschichte in Aufregung. Der Schulze und die Schöffen untersuchten am hellen Tage das Schloss und fanden alles in bester Ordnung. Als sie jedoch auch in den Keller steigen wollten, rannte eine schwarze Katze aus ihm hervor, die unter starkem fauchen das Freie suchte. Das schien den Helden von Fahr ein böses Zeichen, und sie konzentrierten sich schleunigst rückwärts.

In der darauf folgenden Nacht war ganz Fahr auf den Beinen. Vorsichtig blieben alle in respektvoller Entfernung vom Teufelshaus. Aber jeder wollte sich doch überzeugen, ob der Nachtwächter die Wahrheit geredet, oder ob er geflunkert habe. Als aber um 11 Uhr das Rumoren und Spektakel im Schlosse wieder losging, schwanden alle Zweifel und bei den guten Fahrern, unsere lieben Ahnen, stand es bombenfest, dass der Teufel und seine höllischen Genossen im Friedrichstein Orgien feierten. Von dieser Stunde an ward das Schloss gemieden. Nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage fürchtete man sich, an ihm vorüber zu gehen. Seit dieser Entdeckung hieß das Schloss nicht mehr Cäsars-Ruine, sondern es war wieder das "Teufelshaus".

Dieser nächtliche Spuk entpuppte sich nun folgendermaßen: In der späteren Kriegszeit hatte ein kaiserlicher Major sein Quartier in Fahr bei demselben Schulzen erhalten, den ehedem die schwarze Katze samt den Schöffen in die Flucht gejagt hatte. Von dem redseligen Schulzen erfuhr denn auch der Major die Schauergeschichte vom Teufelshaus. Der herzhafte Soldat beschloss, den Ursachen dieser Geistergeschichte nachzuspüren und die Gegend von einem Spuke zu befreien, der wie ein Alp auf jedermann ruhte.

Eines Tages bat er den Schulzen, er möge sein Bett, einen Tisch nebst einem Stuhl und auch einige Lichter ins Teufelshaus zu bringen und ihm daselbst ein Zimmer einrichten lassen, denn er wollte dort die Nächte zubringen. Dem Schulzen stand anfangs vor Staunen der Verstand fast still. Er bat den Major von seinem Vorhaben um Gotteswillen abzustehen, denn er laufe ja dem Satan mutwillig in den Rachen; es sei ganz bestimmt so, es sei alles so wahr, wie er es dem Herrn Major erzählt habe. Alles Flehen konnte jetzt erst recht nichts nutzen. Der Major gebot jetzt energisch, seinen Befehl auszuführen. Aber da war guter Rat teuer, denn in ganz Fahr war kein Mensch, der sich um alles in der Welt bewegen ließ, die Gegenstände ins Teufelshaus zu bringen. Da beorderte der Major mehrere seiner Soldaten und ließ sich eine Stube dort einrichten. Nach dem Abendessen begab er sich, mit einigen Flaschen Wein beladen, mutterseelenallein in die Geisterburg. Hier angekommen, zündete er vier Lichter an und stellte sie an den Tischecken auf. Dann lud er seine Doppelpistolen, schnallte seinen Säbel fester und zündete seine Pfeife an, um, in einem Buche lesend, der Geisterstunde und der Dinge, die da kommen sollten, zu warten. Richtig, mit dem elften Glockenschlage begann in der Tiefe des Gebäudes ein seltsames Geräusch, ein Brausen, ein Dröhnen und Kettenrasseln, das stets näher zu kommen schien. Dem Major ging ein Schauer über den Leib. Er sprang vom Stuhle auf, ergriff seine Pistolen, und stellte sich schussfertig der Tür gegenüber auf. Plötzlich ward diese aufgerissen, und es erschienen viele vermummte Gestalten. Der Major, der sich inzwischen wieder von seinem Schreck erholt hatte, rief mit entschlossener Stimme; "Halt! Keinen Schritt weiter oder ich gebe Feuer!" – "Schießen Sie nicht, Herr Major", sprach der erste Vermummte, "Sie wären sonst bei unserer Übermacht sofort ein toter Mann". In diesem Augenblicke wurde der Major von Leuten, die ihm durch eine geheime Tapetentür in den Rücken geschlichen waren, von hinten umschlungen und im Nu seiner Waffen beraubt. "Herr Major", sprach nun der Führer, "Sie sehen, dass sie in unserer Gewalt sind. Sie sehen auch, dass es uns ein Leichtes wäre, Sie zu töten, aber wir wollten nicht den Tod eines so tapferen Mannes, so lange es noch einen Ausweg gibt. Sie sind einem Geheimnis auf der Spur, das uns allen das Leben kostet, sofern es bekannt wird. Sie begreifen darum wohl, dass wir sie nur dann frei ziehen lassen, wenn Sie schwören, von allem, was Sie zu sehen bekommen, nicht zu verraten, bis wir Sie des Eides entbinden werden". – Der Major willigte ein und schwur den Eid. Nun führten ihn die Vermummten über viele Gänge, dann einige Treppen hinunter, in tiefe Gewölbe. Endlich öffneten sie eine mächtige Eisentür und traten durch diese in eine große, hell erleuchtete Halle, die in dem Felsen eingebrochen zu sein schien. Da gingen dem Major die Augen auf, als er sah, dass er in einer reich ausgestatteten – F a l s c h m ü n z e r e i stand.

Als der Major des Morgens in sein Quartier zurückkam, fand er den Befehl vor, sofort mit seinem Bataillon abzumarschieren. Dies geschah, ohne das der Schulze ein Wörtchen von dem erfahren hätte, was der Major im Teufelshaus erlebt hatte. Dieses geheimnisvolle Schweigen des Majors verbesserte den Ruf des Schlosses nicht. Man war stets der Ansicht, dass sich dort ungeheure Dinge zutrügen. Wer nur von Ferne das Gebäude erblickte, bekreuzigte sich und betete still ein Vaterunser.

Nach langen Jahren saß unser Major, der inzwischen zum Obersten befördert worden war, zu Wien in seinem Gemach, als ein Diener zwei fremde Herren meldete. Nachdem die Fremden eingetreten waren, fragte der Oberst nach ihrem Begehr. Da sprach der eine: "Sie erinnern sich gewiss noch eines nächtlichen Abenteuers, dass Sie zu Fahr am Rhein im sogenannten Teufelshaus erlebten. Wir sind gekommen, Sie des Eides, den Sie so treulich gehalten haben, zu entbinden. Als Anerkennung wollen Sie die zwei Reitpferde, die wir Ihrem Reitknecht soeben übergeben haben, annehmen". Ehe der Oberst noch eine Frage stellen konnte, waren beide spurlos verschwunden. Er lief in den Hof und fand hier in der Tat zwei edle Rassenpferde vor. – Im Revolutionskrieg kam der Oberst abermals an den Rhein und auch nach Fahr. Damals erfuhren erst die Fahrer, welches Bewenden es mit dem Spuk im Teufelshaus hatte. - - -

Soweit die Sage, auf Grund deren jene Ruine das "Teufelshaus", und das dem Grafen Wolff zu Metternich gehörige dreistöckige Haus die "Teufelsküche" genannt wird.

Anmerkung: Die vorstehende Darstellung der Sage vom Teufelschloss stammt von C.G. in Fahr. Der gleiche Stoff wurde in der Beilage "Rheinland" des Kölner Tageblattes 1906, Nr. 11, S 83, im "Schauinsland" 1922, Nr. 8 und in Oertels Rheinsagen behandelt.
Die Darstellungen weichen von einander ab. Deshalb wäre zu wünschen, wenn festgestellt würde, was eigentlich historisch daran ist, wann der Offizier in Fahr war, wer die Geschichte von der Falschmünzerei zuerst unter die Leute gebracht hat, wie der Name des Schulzen heißt, und dergleichen.
W.Groß, Dierdorf